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solarschule schrieb am 19.2. 2003 um 02:29:16 Uhr über

Konstruktion


KeinMenschIstIllegal
scher Identität aus dem der Flüchtlingspolitik und dem Antisemitismus formuliert, die wegen ihrer grundsätzlichen Mechanismen durchaus verallgemeinerungsfähig sind. Diese Herangehensweise ist genauer und realitätshaltiger als die idealistischen und strukturalistischen Konstitutionsschemata, die das Subjekt' im Verhältnis zum Objekt', das Eigene» zum Fremden«, das Selbst' zum @deren', das Innen» zum Außen«, die Inklusion" zur Ausgrenzung' definieren. Sie bleichen die soziale Gewalt des Prozesses in der schematischen Konstruktion aus und verharmlosen sie. Es ist der alltägliche Strom der Gewalt und der Techniken der Feindherstellung, in dem das Selbst sich und seine mentale Ausstattung erst erschafft und herstellt, sich nazifiziert. In diesem Strom werden sie virulent und geschichtsmächtig.
Wir wissen, daß die genannten Techniken der Illegalisierung" nur ein Aspekt eines umfassenderen Prozesses sind. Die Aggressivität des sich formierenden Subjekts steht in Beziehung zur ökonomischen, sozialökonomischen und innovatorischen Aggressivität des Standorts im globalen Gerangel um Herrschaft und Rendite, um Teilnahme und der Teilhabe daran. Die Einübung neuer Aggressivität kommt auch nicht aus dem historischen Nichts, sie transformiert den tradierten Rassismus einer nun abgebrochenen Industriegesellschaft. So stellen die genannten Erscheinungen nur eine sozialpsychische Facette eines weit komplexeren Vorgangs dar. Ihn kann ich natürlich hier nicht thematisieren. Für uns ist entscheidend: Die Techniken der Illegalisierung gehören zu ihrem Kern.
Aus all dem folgt: kein mensch ist illegal kann nicht heißen: der Inszenierungszauber einer Medienkampagne, die ideologiekritische Auseinandersetzung mit Mentalitäten, die reine Selbstkritik, auch wenn das klare Bekenntnis gegen die aktuellen Formen der Nazifizierung wichtig ist. Wenn es dabei bleibt, müssen auch unsere Köpfe und ihre Mentalitäten am Ende daran glauben. So wichtig die Einsichten von Beck und vieler seiner postmodernen Diskursanten auch sind, gegen die Bedrohungen ist sein Aufruf zur frühen, fröhlichen Verteidigung der offenen Gesellschaft' reichlich unvollkommen und darin strategisch

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naiv", wie er mit der ihm eigenen Brillianz formuliert. Oder meint er doch einen fröhlichen Weg an die deutsch-polnische Grenze, eine fröhliche Auseinandersetzung mit einer Bahnhofsrazzia? Dies ist entscheidend: die frühe und fröhliche Konfrontation mit den nazifizierenden Techniken und praktischen Prozessen, in denen sich diese Mentalitäten formieren und einüben. Nazifizierung ist kein abgeschlossener Prozeß, sie ist reversibel. Wir können sie blockieren. Praktisch. Punkt für Punkt. Tag für Tag.

Ulrich Beck, Wie aus Nachbarn Juden werden", in: M. Miller und H.-G. Soeffner, Modernität und Barbarei, Frankfurt/M. 1996, S. 318








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