Mein Freund Neo ist seit Monaten ohne rechten Grund traurig. Er schläft viel und träumt nichts. Kümmert sich um rein gar nichts mehr.
Erschrocken war ich, als er heute unentwegt Ibi suchte, den kleinen Boten unseres Instituts.
Neo zittert geradezu.
„Ibi ist doch oft tagelang fort!“ sage ich zu ihm.
Neo zeigt mir einen kleinen Holzkasten; nennt ihn „persischen Federkasten“.
Altertümlich; auf dem Deckel ist ein Bild: eine Zypresse und ein Bach. Unter der Zypresse kauert ein Greis und schaut mit fast blinden Augen über den Bach.
„Das hat er mir gegeben - das sei die Medizin für mich.“
Er - das ist „Jogger“ Mefisuto, der sich im PIA besser auskennt als Neo. Jeden kennt er, jeder kennt ihn, manche halten ihn für den Chef.
Jetzt spielt er sich als Medizinmann auf!
Ich öffne den Federkasten: innen zwei kleine Flaschen mit Glasstöpseln.
Ich öffne die eine.
„Das sollte ich trinken.“
Wie Wasser, mit einem zarten Duft - ich kann ihn nicht benennen, er erinnert mich an meine Kinderzeit, an Angst und Freude. (Gab es das, Angst und Freude zugleich?)
In der anderen Flasche: ein Öl mit so starkem Duft, daß ich sie gleich wieder verschließe
„Damit sollte ich mich einreiben“.
Es ist fast mein eigener Geruch. Ich liebe ihn und ich weiß, daß Neo ihn liebt.
„Es ist Ibis Geruch.“ Erschrocken stelle ich fest, daß Neo rechthat.
Das war vor einigen Tagen.
Ibi ist wieder hier, fröhlich wie immer, aber Neo ist trauriger als zuvor.
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