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Die Leiche schrieb am 28.10. 2012 um 11:52:29 Uhr über

Strategem

Die Bedeutung des Strategems der Konzentration der Kräfte wird am deutlichsten an ihrem Gegenteil: der Zersplitterung der Kräfte, die an allen möglichen Teilen des Kriegsschauplatzes präsent sein und schützen sollen, jedoch aufgrund dieser Aufsplitterung zu entscheidenden Aktionen, und zu ihrem eigentlichen Auftrag überhaupt nicht mehr in der Lage sind. Die Konzentration der Kräfte setzt voraus, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden, das Unwichtige »links liegen zu lassen«. Konzentration setzt weiter voraus, die eigenen Kräfte beweglich zu halten, so daß sie zur eigentlichen konzentrischen Bewegung überhaupt imstande bleiben. Häufig scheitert die Konzentration schon aus Gründen heraus, die der militärischen Strategie fremd sind, weil zB die Aufgabe bestimmter unwichtiger Positionen »politisch nicht durchsetzbar« erscheint. Aber auch unterschiedliche militärische Ansichten, die zu »faulen Kompromissen« führen, können der gebotenen Konzentration im Wege stehen.

So konnte sich im Russlandfeldzu 1942 die Wehrmachtsführung nicht einigen, ob man sich auf einen (erneuten) Vorstoß auf das politische Kraftzentrum Moskau, oder das Industrie- und Rohstoffzentrum in Südrussland konzentrieren sollte. Auch der Führer schwankte endlos lange, und dektretierte schließlich den Kompromiss, mit unzureichenden Kräften beides zu versuchen. Keines der Ziele wurde schließlich erreicht, dafür der Mittelabschnitt soweit geschwächt, daß mit den erfolgreichen russischen Einbrüchen Richtung Südwesten nach Stalingrad die Position der Wehrmacht immer weiter in sich zusammenbrach.

Aber auch in ihrem Invasionsfeldzug 1944 begingen die Alliierten denselben Fehler: Montgomery wollte über die Niederlande, das Ruhrgebiet und die norddeutsche Tiefebene nach Deutschland hineinstoßen, weiter südlich mit Hauptstoßrichtung Frankfurt. Wieder verfolgte man beide Ziele mit unzureichenden Kräften. Die Folge war eine Zersplitterung, die es der Wehrmacht ermöglichte, sich an der Reichsgrenze wieder zu stabilisieren. Sogar die berühmte »Ardennenoffensive« war durch diese Zersplitterung eigentlich erst möglich geworden.


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