Blauen

Der alte Hunderter der vorletzten Generation (ich meine den mit dem Adler/dem Kappenmann drauf) war ein Geldschein, dem man seinen Wert absolut ansah.
Jedesmal, wenn ich von meinen Urlauben aus Ländern mit monopolieskem Spielgeld (am schlimmsten war das Französische...) zurückkam, freute ich mich auf meinen ersten »Blauen«.
Beim alten Hunderter der letzten Generation ließ dieser Effekt schon nach und mittlerweile hat das Spielgeld doch noch gesiegt.

Die Blauen, das waren früher die Hunderter. So ein Blauer, das war schon was, wenn man den »auf Tasche« hatte - und erst recht war es was, wenn man einen Blauen auf den Putz hauen konnte, so richtig die Kuh fliegen lassen. Doch den Blauen gibt es in diesem Sinne nicht mehr. Aus dem Blauen ist ein Grüner geworden, auf dem die Zahl 100 steht, und alle möglichen Zeitungen und Politiker behaupten, er wäre doppelt so viel wert, wie vormals ein Blauer. Doch die alltägliche Erfahrung an der Tanke, am Kiosk und an der Frittenbude klärt uns auf über diese gigantische Lüge. Interessant ist es aber, daß parallel dazu aus den Grünen, die einen immer wieder mit Radarfallen, Laserpistolen und dummen Fragen über das Profil unserer Reifen nerven, jetzt allmählich Blaue werden. Es drängt sich die Frage geradezu auf, ob dieser Farbwechsel nicht auch signalisiert, daß ein solcher Blauer möglicherweise nicht halb soviel Wert sein könnte, wie es der gute alte Grüne noch vor 15 Jahren war. Und auf die Grünen, die ihren Strickpullover gegen den blauen Anzug eingetauscht haben, will ich erst garnicht eingehen.

Es wundert mich ein wenig, daß des nach den Roten, Dunkelroten, Schwarzen, Grünen und Grauen, die Blauen noch nicht ins politische Spektrum geschafft haben.