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London! schrieb am 15.12. 2003 um 18:08:32 Uhr über

wahrheitsgehalt

Einmal war ich, als Neger, im schönen Kronstadt auf einem Spaziergang und habe kurz eingehalten als ich aus der Ferne die Kurkapelle Richtung Stadtpark aufspielen hörte. Ich folgte den Liedern, und gesellte mich so, mitten im Naturtheater des Stadtparks, zu den anderen Zuhörern, die kaum Aufsehens darum machten, daß ich als Neger gekommen war. Als das Konzert vorbei war, und was für ein schönes Konzert es war, sprach mich denoch eine junge Dame darauf an, wie ich denn dazu käme, als Neger sozusagen, noch dazu mit großer Nase, mich unter die Zuhörer, gewissermaßen, einzuschleichen. Ich war, bevor ich überhaupt den Sinngehalt ihrer Rede richtig verstanden hatte, das ist zuzugeben, zuallererstens von ihrer lieblichen Art beeindruckt, auch wenn sie in diesen Momenten, wo es galt einen Neger zu schelten, sich in einem möglichst strengen Gebahren ausprobierte. Ihr goldgelbes Haar lief von der Stirne nach hinten in eine lose Steckfrisur, von der an der Schläfe und an den Ohren mancherlei Strähne hinabhing, wie dies gerade nach den Regeln einer sich erneut antikisiernden Mode geboten war. Ihr Gesicht war fein und eben, dazu aber, wie sich dies gleichermaßen in der Kombination nicht oft ergibt, auf eine Weise ausdrucksstark, die man eher auf den großen Bühnen des nun bald untergehenden Europas vermuten würde, als hier, im Antlitz einer Kronstädter Bürgerstochter. Ihre Sonntagstracht gab den Blick frei auf ein allerlieblichstes decolltée, das, angesichts ihres Zornes ob meiner Erscheinung, auch angesichts wohl des angedachten Triumphes, nämlich und namentlich einen langnasigen Neger bald des Stadtparks verwiesen zu haben, erwartungsvoll bebte, aber, wohlgemerkt, nicht bebte in der sonst so lächerlichen Art und Weise Weise von Studienräten und Reserveoffizieren, deren schnurrbärtiger Vielzahl man eben als langnasiger Neger dieser Tage geradezu regelmäßig in unangenehmer Weise begegnet, nein, es war ein ganz und gar putziges Beben, wie etwa an der Ähnlichkeit ihrer sich im Zorn plusternden Wängchen mit aufblühenden jungen Äpfeln hinreichend beschrieben sein mag.
Gleichviel, sie hatte wohl bemerkt, daß ich, ohne viel auf ihre Rede zu hören, sie hingebungsvoll musterte. Da drehte sie den Kopf halb zu ihrem Begleiter, einem Burschen von vielleicht zwanzig Jahren, der unschlüssig einen Meter hinter ihr neben einer Linde stand, und sagte zu diesem, mich aber dabei noch aus dem Augenwinkel beobachtend: »Was muß ich mich eigentlich von solch einem Neger mustern lassen, als ob er mich gleich anfällt?!«. Diese Worte waren wohl nur zur Hälfte an mich gerichtet, gleichwohl, ich trat einen Schritt vor und schlug ihr die Faust ins Gesicht, hörte auch bei dieser Gelegenheit das typische Geräusch des einen oder anderen herausbrechenden Vorderzahns. Die körperliche Auseinandersetzung nicht gewöhnt, wie es der Damen Art schließlich meist ist, ging sie sofort nach diesem Treffer zu Boden. Ihr Galan aber sah mich zwei Sekunden lang mit entsetztem Blicke an, um dann, nachdem ich drohend die Faust gegen ihn erhoben hatte, schnellen Schrittes in den Gabelungen der Waldwege des Stadtparks zu verschwinden. Nun hob ich mit meiner Rede an: »Bitch, weißt scho, oida, frontn wie a Depp oida, aber keine Manpower dahinter, weißt was ich bin oida, a fucking PIMP du BIATCH, weißt scho, kommst mir eimal blöd, scho Faust im Gsicht oida! Kommst mir zweimal blöd, undsoweita oida! Ich sag dir, Bitches und Hoes oida, nix hier, Deutsche Pisser wollen krieg spielen, Pissfressen! Fickt euch, ihr werdet untergehen, und weißt, des is jetzt noch des angenehmste was du erleben wirst! Bitch!!! Weißt schon, erwisch ich dich ned jetz olda, erwisch ich dich halt bei McDonalds!!! Weißt ned wovon i red! Fick dich!!! Weißt scho noch! Scheiß Fotzen und Deppm oida! Halts bloß des Maul, ayeaye!???«.
Nachdem dies ausgesprochen war, ging ich meiner Wege, denn bald schlug die Uhr fünf, und das war just die Zeit in der im Kino am Ort die Wochenschau lief, die ich nun vor meiner allabendlchen Schopenhauerlektüre nicht missen wollte...


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