Fitnessraum

Dieses Kiesertraining, wo wir jetzt hingehen, scheint eine Art Sekte zu sein. Die Devise: maximale Verausgabung bei minimalem äußeren Sinnesreiz. Eine umgebaute Fabriketage, graugestrichene Geräte, die an Stanzen, Pressen und Prokrustesbetten gemahnen, roboterhafte Instruktionen an sehr schematischen Tafelbildern, und immer wieder der Satz: »Kieser sagt...«. Und dann fragt mich dieser adrette Turnlehrer, oder wie sowas da heißt noch, ob ich plane, mein Gewicht zu reduzieren; ich habe ihm gesagt, daß ich noch dreißig Kilo unter meinem Wunschgewicht läge, und ob er mir nicht irgendwelche illegalen russischen Eiweißpräparate verkaufen könne. »Hahaha, guter Witz aber Kieser sagt...« Ja, hab ich mir schon gedacht. Jetzt habe ich nagenden Muskelkater, als guter Deutscher habe ich mir ja auch immer gleich die empfohlenen Höchstgewichte auflegen lassen, aber Kieser sagt, nach zwei Tagen geht der Schmerz vorbei. Und da haben wir schon wieder den nächsten Termin. Wo bin ich da hingeraten?
(wird fortgesetzt)

Es ist nicht wahr, ich glaub' es kaum: Tot liegst Du im Fitnessraum. Der Sonntag war's, es schien die Sonne und wieder hobst Du eine Tonne. Bald die zweite, dann die dritte und das zerriß dann Deine Titte. Ein Muskelschwund am falschen Platz, das war's dann wohl: Adios, mein Schatz!

»andere Gäste nicht durch Gaffen stören«

Liest sich simpler, als es ist. Manchem kannst du nicht mal wortlos zuschaun, ohne Magenkrämpfe zu kriegen. Grad wenn Sie ihren Body zielstrebig schindet, aber ihr Gesicht dabei so sehr verzerrt, dass der Kollateralschaden größer ist als der zu erwartende Benefit. In solchen Momenten wünsch ich mir überall Trennwände oder wenigstens Spiegel.

Ich verausgabe mich am liebsten nackt vor einer Spiegelwand. Denn ich will gut aussehen, wenn ich nackt bin.
Das geht praktisch nur im eigenen Fitnessraum.