Das Auseinanderklaffen der bürgerlichen und der sozialistischen deutschen Nation lässt sich nirgendwo drastischer festmachen, als am Begriff der Currywurst. Das Westprodukt, die in mundgerechte Stücke zerteilte Bratwurst mit Ketchup, Schaschliksosse und Currypulver, ist nicht erst durch den Grönemeyer-Song zur Ikone geworden, deren gelegentlicher Verzehr selbst ausgewiesenen Gourmets nicht als Sünde zu gelten braucht - während dieses ostzonale Siedewürstchen, eingeschnitten und fettig fritiert eine ernährungsphysiologische, kulturelle wie kulinarische Katastrophe darstellt, daß zur Abwicklung freigegeben worden ist. Diejenigen Teile der Ostzone, in denen sich die westdeutsche Kultur immer noch nicht durchsetzen konnte, lassen sich unschwer daran erkennen, daß einem diese Katastrophe auch heute noch zugemutet wird.
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