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mcnep schrieb am 21.4. 2002 um 15:54:56 Uhr über

Grieshaber

HAP (Helmut Andreas Paul) Grieshaber, geboren 1909 in Rot an der Rot, gestorben 1981 in Reutlingen. Schriftsetzerlehre und Studium der Kalligraphie bis 1928. In den folgenden Jahren bis 1933 lange Aufenthalte in London, Paris, Ägypten und Griechenland. Erster Holzschnitt 1932. Erzwungene Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1933, Veröffentlichungsverbot, Grieshaber arbeitet als Hilfsarbeiter und Zeitungsausträger. Mit einer Handpresse entstehen die 'Reutlinger Drucke' in Kleinstauflagen. 1940-1945 Soldat 42-45 im Elsaß, wo er in der Illegalität die 'Presse clandestine Haguenau' betreibt. Kriegsgefangenschaft, Grieshaber schuftet in einem belgischen Bergwerk. Magere Jahre folgen, in denen er seine Holzschneidekunst schrittweise vervollkommnet, 1951-52 Lehramt an der Bernsteinschule, ab 1955 Nachfolger Erich Heckels an der staatlichen Akademie der bildenden Künste Karlsruhe. 1960 Rücktritt von diesem Amt. Ab 1964 gibt er die großzügig mit Holzschnitten ausgestattete Publikation 'Engel der Geschichte' heraus, jede mit einem Schwerpunkt zu Themen der Zeit(Engel der Behinderten, Engel der Psychiatrie etc) 1966 entsteht der Totentanz von Basel in Kooperation mit dem VEB Verlag Leipzig - für die damalige Zeit ein mutiger Schritt zur deutsch-deutschen Aussöhnung. Weitere Kooperationen folgen, etwa die Illustrationen zu Nerudas 'Aufenthalt auf Erden' bei Reclam Leipzig. Grieshabers Ruhm wächst, doch statt daraus marktpolitisch Kapital zu schlagen stelltt er seine ausufernde Produktivität immer wieder auch in den Dienst von sozialen und friedenspolitischen Projekten, er illustriert junge Lyriker genauso wie kirchliche Projekte, so daß neben einer Vielzahl baubezogener Arbeiten (etwa dem 'Weltgericht' für den Sitzungssaal des Verteidigungsauschusses im Bonner Bundestag) ein kaum zu überblickendes Oeuvre aus signierten und unsignierten Holzschnitten, Flugblättern und Büchern entsteht, was zwar seinen Marktwert schmälert, jedoch seinen Vorstellungen einer demokratischen Kunst, wie sie gerade das reproduzierbare Medium des Holzschnitts bietet, entspricht. Die meiste Zeit seines Lebens lebte er auf der Achalm, mitten in der herbschönen Landschaft der schmäbischen Alb, umgeben von einer kleinen Arche Noah zu der unter anderem eine Äffin und Nuk-Nuk, das vietnamische Hängebauchschwein gehörten. Er ist in vielem der
Antipode von Josef Beuys, dessen Aufstieg in den Kunstolymp seit den 50ern etwa parallel zu dem Grieshabers verlief; anders als jener schöpft Grieshabers soziale und demokratische Kunst nicht aus dem Kanon einer symbolgeladenen Privatmythologie, sondern aus einer unmittelbaren Anschauung und Erschließung der Natur.


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