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mcnep schrieb am 9.8. 2014 um 18:15:21 Uhr über

Falschreibmafia

Von seinen größeren Werken hat er selbst dieSittliche Weltordnung“ (1877; 1891 = XIII. Bd. d. Ges. W.) als dasjenige Buch bezeichnet, welches die wissenschaftliche Entwicklung seiner Ideen über Kunst, Religion und Geschichte und die langsam gereifte Frucht seiner Studien auf diesem Gebiete enthält, eine in Freude und Leid gewonnene Lebensanschauung. Wenn nun auch nicht allgemein diesem Buche und den damit in Verbindung stehenden zwei akademischen Abhandlungen „Das Wachsthum der Energie in der geistigen und organischen Welt“ (1892), undErkennen, Erleben, Erschließen“ (1893) jene centrale Bedeutung zuerkannt wird, so ist es doch die Idee der sittlichen Weltordnung, die alle Schriften und Reden Carriere’s wie ein rother Faden durchzieht. Er fühlte sich eben in erster Linie als Philosoph und Lehrer des Volkes und wollte seine Reden und seine Schriften über Kunst und Litteratur nur als Ausflüsse seiner philosophischen Weltanschauung angesehen wissen. Ausgegangen war er in seiner Philosophie von Hegel, den er schon in einer seiner frühesten Schriften als den Aristoteles unserer Zeit, als das Genie des architektonischen Gedankenbaus preist. Den großen Dialektiker hatte er nicht mehr selbst gehört; denn derselbe war schon vor seinen Universitätsjahren im J. 1833 von der Cholera weggerafft worden. Aber in Berlin hörte er die Schüler des Meisters und schon in Göttingen lag er mit Feuereifer dem Studium seiner Schriften ob. Der Einfluß des bahnbrechenden Denkers zeigt sich auch noch in den späteren Arbeiten Carriere’s, in der Vorliebe für systematische Construction, in der Geringschätzung der vom Ganzen losgelösten Einzelforschung, in dem optimistischen Glauben an eine allmählich sich steigernde Entwicklung auf allen Gebieten des Geistes und der Natur. Thatsächlich aber entfernte er sich mit der Zeit immer mehr von der Grundlage des Hegel’schen Idealismus. Angelpunkt seiner ganzen Betrachtung wurde die sittliche Weltordnung, in der zugleich die schöpferische Freiheit des Willens und die Unabänderlichkeit der Naturgesetze, die Kraft des denkenden Subjectes und die Wahrheit der objectiven Erscheinung zur Geltung kommen sollten. Er bezeichnete diese seine Weltanschauung als Real-Idealismus, indem er dabei von der Forderung der Vernunft ausging, welche ein gemeinsames Princip als Grund und Ziel alles Lebens für unseren erkennenden Geist und die Außenwelt der Erscheinungen verlangt und wonach die Denkformen unseres Verstandes sich mit den Gesetzen und Normen decken, nach denen die Welt unterschieden und geordnet ist. Gestützt sodann auf die auch dem Laien sich aufdrängende Beobachtung eines Bildungstriebes in den Geschöpfen des organischen Lebens findet er auch in der Natur ein Analogon des menschlichen Sittengesetzes, so daß das Streben aufsteigender Lebensentwicklung Natur und Geschichte, das Reich des Bewußten und Unbewußten mit einander verkettet. Und indem er dann schließlich zur Gottesidee aufsteigt, erfaßt er Gott als den das Universum zusammenhaltenden Weltgeist, der als Urgrund der sittlichen Weltordnung in allem stets und überall gegenwärtig sei. Dabei verwahrte er sich aber gegen den Vorwurf einer pantheistischen Gottesanschauung, indem er seinem Gott zugleich bewußten Willen und den Charakter der Persönlichkeit beilegte. Es soll nicht hier an diesen Sätzen Kritik geübt und untersucht werden, ob es wirklich C. gelungen ist, die Begriffe der Persönlichkeit und der Universalität zusammenzuführen, und ob er berechtigt war, aus der Wahrnehmung des Entwicklungstriebes in der organischen Schöpfung auf ein teleologisches Princip in der Weltbewegung zu schließen. Sicherlich hat er selbst unverbrüchlich an jenem Grundsatz der sittlichen Weltordnung festgehalten und in seinen letzten Lebensjahren gegen die Vertreter des Materialismus und der Truglehre blindwirkender Naturgesetze mehr noch als gegen den religiösen Fanatismus und die Beschränktheit eines starren Dogmatismus angekämpft. An das deutsche Volk gewandt rief er aus: „in dem Glauben an die sittliche Weltordnung bist du groß geworden; an ihm halte fest und du wirft menschenwürdig und glücklich leben“.


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