Opa

hatte schwarze, dann schneeweiße Haare.
hieß wie sein Sohn und Enkel.
saß im Sessel hinterm Ofen und las die Kreiszeitung von Vortage.
hat den 1. Weltkrieg miterlebt.
auf einem Photo von 1916.
's Spucknapf und Papa's Spucknapf (loser Deckel).
rotzt ins Stroh auf der Diele, was wir nachmachen: worüber er schimpft.
hatte keine Glatze, aber ganz dünnes, weißes Haar.
besaß 2 Ochsen (keine Pferde).
pachtete einen Hof.
besaß kein Haus.
heiratete eine schöne, junge Frau (in die hätte ich mich auch verliebt!)
ist tot.
ist am 2.9.1970 gestorben.
ging nicht am Stock und saß nicht im Rollstuhl (wie Oma).
war der Älteste in unserer 10köpfigen Großfamilie.

»Wir werden unser Kind nach seinem Großvater benennen.«
»Bist du verrückt?! Das Kind kann doch nicht Opa heißen!«

Mein Opa - welch kindliches Wort, ist heute gestorben! Dieser zugleich unglaublich starke und schwache Mensch. Erst in der Zeit seiner Krankheit lernten wir uns ein bißchen kennen und das war schon mehr als seine Kinder erreichten.
Sein Tod hat mich getroffen, dabei ist es mehrere hundert Killometer weit von mir geschehen.
Und das erste mal verstehe ich ein Stück weit, was Heimat heißt. Mein Großvater als Teil der Erde auf der ich geboren wurde. Was sind wir ohne Geschichte? Existieren wir ohne dem Boden, auf dem wir laufen? Kann ich sie je greifen?

An Ludwig anknüpfend, der sich auch zum Opa äußert: In den skandinavischen (und vielen außereuropäischen!) Sprachen kann man viel direkter bezeichnen, ob es sich beim Opa um Vatersvater oder Muttersvater handelt. Enkel sind dann auch nicht einfach Enkel sondern Sohnessöhne oder Töchterssöhne oder Sohnestöchter oder Töchterstöchter.