Spielplatz

Ich habe mit meiner ersten großen Liebe einmal nach einer Party, total besoffen,in einem Kletterturm auf einem Spielplatz gefickt. Das werd ich echt nie vergessen. Danach bin ich nie mehr da gewesen, obwohl ich als kleines kind jeden Tag da gespielt habe. War ein bisschen wie ein Abschied von meiner Kindheit.

Ich bin in einem Neubau-Gebiet aufgewachsen. Und das war gar nicht so schlecht, wie manche aus den vermeintlich reicheren Stadtteilen so dachten und denken. Denn es gab dort viele Kinder im gleichen Alter. Und es wurde im voraus, bevor alles gebaut wurde, bereits alles durchdachte und geplant, wie dieser Stadtteil denn nun aussehen soll. Und so kam es dann, daß zu jeder Straße ein Spielplatz und eine Wiese gehörte. Nur an einem wurde wirklich zu viel gespart, an den Schaukeln. Denn in unserer Straße gab es nur einen Sandkasten und Sachen zum Klettern. Um schaukeln zu können, mußte man zwei Straßen weiter, und das war als kleines Kind ja fast schon wie eine halbe Weltreise.

Wattenscheid hat ein paar neue Spielgeräte bekommen. Die stehen jetzt, wie ein kleiner Spielplatz, mitten in der Stadt einfach so neben der Kirche rum. Das ganze ist irgendwie traurig, auch wenn es tolle Teile sind, die auch prima genutzt werden. Aber es weckt Assoziationen an eine Gesellschaft, die es scheinbar nicht mal mehr schafft, einen Spielplatz dahin zu bauen, wo er hingehört.

So hier bin ich wieder, auf dem Spielplatz der gebrochenen Herzen. Eine weitere Erfahrung, ein weiterer Eintrag, in meinem selbstgeschriebenen Tagebuch.

Wieder ein emotionaler Selbstmord, überdosierte Sentimentalität und zuviel Stolz.

Zu spät um Dir zu sagen, ich liebe Dich. Zu spät um die Bühne zu verlassen.

Die Relikte meines gestrigen Spielplatzes zurücklassend.