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Baumhaus schrieb am 18.1. 2009 um 23:41:47 Uhr über

Judenkriminalität

Das deutsche Trauma zeigt sich, wenn ich zu diesem Stichwort den simplen Satz »aktuell im GazaStreifen zu beobachten« assoziieren würde: Der Text würde vermutlich binnen weniger Wochen um die fünf Minuspunkte bekommen. Warum? Weil eine Israel-kritische Haltung automatisch mit Antisemitismus in Verbindung gebracht wird. Wir sind befangen, weil auf einem Flecken Erde leben, auf dem 1933 bis 1945 eines der schlimmsten kollektiven Verbrechen der Menschheitsgeschichte erdacht und verübt wurde. Aus dieser Tatsache heraus hat sich ein Bewußtsein der Schuld entwickelt, daß sich noch heute in der solidarischen Haltung gegenüber Israel widerspiegelt. Eine Erbschuld.
Für mich ist es nicht nachvollziehbar, daß Schuld, aber auch Dankbarkeit oder Stolz, vererbt werden sollen. Ich finde, dies ist alttestamentarisches Denken. Beispielsweise vertreten einige Berliner die Auffassung, man müßte den US-Amerikanern dankbar sein, weil sie nach dem zweiten Weltkrieg mit der Luftbrücke die Versorgung West-Berlins sicherstellten. Daß diese Dankbarkeit zwischen den betroffenen Parteien sicherlich gerechtfertigt ist, versteht sich von selbst. Doch sind die heutigen Westberliner noch jene von 1948? Und sind die heutigen US-Amerikaner noch jene von 1948? Schwerlich.
Ähnliches kann man zu jenem irrationalen Konstrukt des »Nationalstolzes« anmerken: Die Aussage, man sei stolz darauf, einer bestimmten Nation anzugehören zeugt schon per se von geistigem Tiefflug. Schließlich ist es mitnichten eigene Leistung gewesen, die den Betroffenen zum Angehörigen seiner Nation gemacht hat. Und worauf gründet sich überhaupt diese Nation? Auf ihrer Geschichte?
Gleichermaßen, finde ich, sollte auch die Erbschuld behandelt werden. Diejenigen, die sich heute als Deutsche identifizieren, sind nicht mehr jene, die in der Zeit des Nationalsozialismus den Rassenwahn zur Staatsräson gemacht hatten. Und diejenigen, die heute Angriffe auf den GazaStreifen fliegen, sind nicht jene, die vor mehr als 60 Jahren Opfer eines beispiellosen Völkermords geworden sind. Warum können wir uns nicht von dieser Befangenheit lösen und die Situation so nüchtern betrachten, wie nötig wäre? Ein Land führt einen Krieg gegen ein Autonomiegebiet, den es als Selbstverteidigung rechtfertigt. Ein Großteil der Beobachter, insbesondere die UNO, ist jedoch der Meinung, daß dieser Krieg eine überzogene Reaktion ist. Es werden zum Teil völkerrechtswidrige Handlungen vorgenommen (wie übrigens in jedem Krieg). Daher kann man auch von gewissen kriminellen Akten sprechen. Daß eine Mehrheit in der israelischen Bevölkerung jüdischen Glaubens ist, ist bekannt. Die Angriffe sind zum Teil dokumentiert mit Pressefotos, auf denen Soldaten zu sehen sind, die zur moralischen Einstimmungen auf den Einsatz beten. Ist es also verachtenswert zu behaupten, im GazaStreifen finde derzeit Judenkriminalität statt? Juden sind Menschen wie alle anderen. Auch sie können kriminell, kriegstreiberisch, unmoralisch sein.


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