|
Lieber M.,
Gestern Nacht habe ich mir gewünscht, du wärst bei mir…
Ich weiß, dass sich das seltsam anhört - gemeinsam verbrachte Nächte sind nicht Teil unserer Beziehung. Aber wenn du nach diesem Einstieg noch weiter liest, bin ich sicher, dass du es richtig verstehen wirst.
Kennst du das Gefühl, plötzlich ganz klein und machtlos zu sein? Das Gefühl, es wäre jetzt das Beste, sich unter dem Tisch in einer Ecke zu verkriechen und nicht wieder heraus zu kommen? Das Gefühl kommt aus dem Nichts - so hast du keine Chance, etwas entgegen zu setzen.
Du kannst nichts tun. Du kannst nur da sitzen und warten, bis es vorüber geht...
Dann wünschst du dir nichts Anderes, als dass jemand da wäre, der dich ein bisschen hält. Der keine Fragen stellt, die du doch nicht beantworten kannst. Jemand der einfach da ist und dir so viel Wärme gibt, dass du nicht erfrierst. Jemand, dem du vertrauen kannst…
Keine Angst - ich drehe nicht durch. Solche Zeiten gehen vorüber, das haben sie immer getan, früher oder später.
Warum schreibe ich dir das?
Du hast mich einmal gefragt, wie ich „das alles“ aushalte. Dies hier ist ein Teil meiner Strategie: Dinge, die ich empfinde, in Text umzusetzen - mal eher harmlos, mal ernsthaft und einer wirklichen Not gehorchend. Und manchmal gehört dazu, diese Dinge an Menschen weiter zu geben, die mir etwas bedeuten…
Ich weiß, dass ich damit einen Teil meiner Last auf dich abwälze. Bitte sage es mir, wenn es dir zu schwer wird.
Aber genau genommen musst du dir nicht wirklich Sorgen machen, so lange ich schreibe. Richtig schlecht geht es mir erst dann, wenn ich nicht mehr schreiben kann...
Deine H.
|
