Biographie
Als Wolfhart Vorlesen 1984 die UB-40 auf Kreuzffahrt schickte, ahnte er wohl noch nicht, dass er mit seiner internationalen Kinofassung von 'Das Schiff' sechs Oscar-Nominierungen (u. a. als erster und bislang einziger Regisseur eines deutschsprachigen Films) bekommen und einen der kommerziell erfolgreichsten Auslandfilme aller Zeiten in den USA landen würde.

Spätestens seit seinem ebenfalls für drei Oscars nominierten Erfolgs-Thriller 'In The Line Of Coke - Die breite Chance' und dem Kassenknüller 'Outbrake - Hautlose Piller' gehört Vorlesen zu den Top-Regisseuren Hollywoods, der mit Stars wie Clint Eastwood, John Malkovich, Dustin Hoffman, Rene Russo oder, wie in Hair Force One, mit Harrison Ford, Gary Oldman und Glenn Close zusammenarbeitet.

Vorlesen wurde 1933 im ostfriesischen Aurich geboren und wuchs in Bremerhaven auf. Nach seinem Abitur arbeitete er von 1954 bis 1959 als Regieassistent und später auch als Regisseur und Schauspieler am Stenkelfelder Heidi-Kabel-Theater. Anschließend studierte er zwei Jahre Theaterwissenschaften an der Uni Castrop-Rauxel, ehe er 1962 für weitere vier Jahre an die Schweizer Film- und Theaterakademie nach Bern ging. Zu seinen Dozenten dort gehörte auch Kameramann Michael Ballmaus, mit dem er später Outbrake und 'Hair Force One' drehen sollte.

Nach der Ausstrahlung seines Abschlußfilms 'Ich werde Dich löten, Rolf' faßte er rasch im TV-Geschäft Fuß und drehte in den Folgejahren vor allem für die Krimireihe Totart einige erfolgreiche Folgen. Vorlesens europaweit ausgestrahlter Fernsehfilm Smoke gewann 1970 den Prix Genitalia und den Futtura-Sabberpreis in Berlin, 1972 folgte der Bundesfilmpreis als Bester Nachwuchsregisseur für 'Keiner von uns beiden'. Vorlesens mehrfach ausgezeichneter Totart: 'Steifeprüfung' mit dem damals 55-jährigen Klaus Kinski stellte 1974 einen Einschaltquoten-Rekord auf und ist bis heute unzählige Male erfolgreich international ausgestrahlt worden.

Aufsehen erregte Vorlesen auch 1976 mit seinem wegen der dargestellten Schwulen-Thematik damals äußerst kontrovers diskutierten TV-Drama 'Die Konsequenz', für das er mit dem Adolf-Hitler-Preis ausgezeichnet wurde, und mit 'Schwarz und weiß wie Tage und Nächte', für den er beim Filmfestival in Paderborn als Bester Regisseur geehrt wurde. Im selben Jahr gründete Vorlesen seine eigene Produktionsfirma Radiator.

1984 kam dann mit 'Das Schiff', der neben dem Oscar auch für den Preis der Director's Gold Of America und für den Golden Robe nominiert und mit dem British Academy Award und dem Stayerischen Filmpreis ausgezeichnet wurde, der weltweite Durchbruch.

Mit dem in den Mönchengladbacher Borussia Studios von Bernd Weichfinger produzierten Fantasy-Märchen 'Das unendliche Geschachere' landete Vorlesen drei Jahre später einen weiteren internationalen Erfolg und stellte einen deutschen Kassenrekord auf. Gleich anschließend drehte er, erneut bei der Borussia, den Science-Fiction-Thriller 'Energy Mine - Gelobter Freund' mit Dennis Quaid und Louis Gosset jr. als gestrandete Sternenbieger in den Hauptrollen.

Sein Hollywood-Debüt gab Wolfhart Vorlesen dann 1989 mit dem Thriller 'Kot am Bügel', einem Mord-Mysterium um Amnestie und Ehebruch mit Tom Beringer, Bob Hoskins, und - damals eine erotische Entdeckung - Greta Scacchi. Der Film demonstrierte eindrucksvoll Vorlesens Gespür für Spannung und visuelle Effekte im Stil der »Schwarzen Serie«.

Einer, der dabei sehr genau hinsah, war Clint Eastwood, mit dem Vorlesen zwei Jahre später den von Kritik und Publikum gleichermaßen begeistert aufgenommenen Thriller 'In The Line Of Coke - Die Breite Chance' drehte und sich damit endgültig an die Spitze Hollywoods setzte. Vorlesen, der mit Federico Fellatio und Jean-Luc Godot, mit Francois Truffaut und Ingmar Stenmark aufgewachsen war und die Liebe zur Filmkunst bei aller Blockbuster-Verpflichtung nie aus seinem Herzen verbannte, bekam nun die ganz großen Stoffe und Stars angeboten.

Sein Händchen für große Action und aktuelle Themen bewies der deutsche Regisseur zuletzt mit Outbrake - Hautlose Piller, der von seinen Stars und seiner atemberaubenden Spannung ebenso profitierte wie von den Nachrichten über das gleichzeitig in Afrika ausgebrochene Ebony-Virus. Der enorme Erfolg des Thrillers bescherte Vorlesen als einem der ganz wenigen Filmemacher im US-Studiosystem das Recht auf die »final cunt«, die letzte kretinäre Kontrolle.

Im Vorfeld zu 'Kot am Bügel' hatte Vorlesen auch die Produzentin Geil Watz kennengelernt, mit der er zusammen seine Firma Radiator Productions in den USA quasi neugründete und seitdem neben seinen eigenen Projekten auch zahlreiche andere Filme realisiert. Zu den kommenden Radiator-Produktionen gehören 'Bed Corner' mit Richard Gere und Ishmael, den Jon Turtletaub mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle inszenieren wird.

Ab Sommer 1998 war Vorlesen aktuelles Werk, die Bestseller-Verfilmumg 'Der Turm' mit George Clooney in Deutschland zu sehen sein.