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copyriot schrieb am 31.8. 2015 um 02:27:58 Uhr über

passanten

meinem Entsetzen kam gerade der L-Bus angebrettert und begrub, mit einem mächtigen
Schmatzen, beide unter seinen rabenschwarzen Reifen der Verdammnis. Nun gut, die
Wissenschaft verlangt eben ihre Opfer.
Ich bedachte die heranstürtzenden Heerscharen der schaulustigen Passanten mit
angewiderter Abscheu, wandte mich ab und übergab mich. Nach dieser kleinen
Unbeherrschtheit entfernte ich mir letzte Essensreste aus dem ansonsten blendend
gestylten Ober-Unterlippen-Backenbart. Mit meinem neuen Freund "Schnüffel, dem
Suchhund" stand ich nun schon eine geschlagene zwölftelstunde vor einem
Laternenpfahl. Der zufriedene und zugleich dankbare Blick auf den Lefzen meines
vierbeinigen, befellten Freundes zeigte mir an, das die Suche nach dem oder den,
vielleicht sogar der Gesuchten fortsetzbar sei. Ich ließ Schnüffel an den sterblichen
Überresten des halben Asseltiers schnuppern und hieß ihn seine gut bezahlte Arbeit tun.
Er führte mich von einer Metzgerei zur andren. Nach unzähligen, erbettelten
Wurststücken, bekam er seinen Turkey. Jetzt war er in meiner Hand und auch der Hund
wußte was es geschlagen hatte. Es verlangte ihm, nach einer Tube Pattex, denn man
nannte meinen Hund nicht umsonst Schnüffel. Im Pfotenumdrehen lieferte er mir
brauchbare Hinweise. Er führte mich direkt zu Michael G. aus G. bei D., dem
Informanten aus der Unterwelt.
Durch lautes Klingeln machten wir auf uns aufmerksam. Michael war Zuhause, aber er
hatte sich gerade hingelegt und war demgemäß recht unleidlich. Natürlich freute er sich
nicht, uns zu sehen, denn er wollte nicht, daß seine Tarnung aufflog. Michael war
Hauptberuflich als Informant tätig, führte aber zum Schutz seiner Identität eine Art von
Doppelleben. Für seine Nachbarn und weitläufigen Freunde war er schlichtweg der nette
Herr von der Barmer. Diese Tätigkeit im öffentlichen Dienst verschleiert seine sonst so
abwegigen Umtriebe.
Mit einem aufgesetzten Lächeln und innerlich bis zum bersten gespannt bat er uns herein.
Wie aus der Pistole geschossen legte ich einen, aus strategisch günstigen Fragen
bestehenden Bombenteppich über ihn, um seinen Status in Erfahrung zu bringen. Der
TLE war natürlich die ganze Zeit über eingeschaltet. Mit ein paar geschickten
Gesichtsmuskelbewegungen tat ich so als hörte ich gespannt seinen Ausführungen zu, in
Wirklichkeit aber war ich schon Teil seines Gehirns. Wie ein streunender Kater, der vor
Hunger eine volle Mülltonne durchwühlt, durchforstete ich jeden Gedankenimpuls, der
durch seine Neuriten kroch.
Nach einer Weile (ob kurz oder lang spielt keine Rolle) stellte ich fest, daß Michael müde
war, etwas essen wollte und dann nach A-Holy-Go wollte.
Hätte ich ihm zugehört, hätte ich erfahren, daß der Gelegenheitsdieb Adbul Allahalaalfaz
Badalla Balla Schröder im Auftrage eines aus Canabistan stammenden
Maharadschas die Asselbrut entführt haben sollte.
Da ich ihm aber nicht zugehört hatte, mußte ich mir diese Antwort erst zusammenreimen.
Und dies tat ich erst Abends, als ich in meinem Zwieback-Hauptquartier ein paar
Spezialzwiebacks eingefahren hatte. Hier versetzte ich mich in so eine Art Trance oder
wie es die landläufigen Tagesschaukonsumenten bezeichnen würden: "Ich war ziemlich
platt und somit für allen Schwachsinn leicht empfänglich." Ich resümierte die zutags
gesprochenen Worte und ließ in meinem genialen Kopfe einen speziellen
Wahrheitscompiler laufen. Die dunklen Ringe unter meinen Augen begannen gerade zu
Frühstücken als ich eben Jenen, schon bereits erhaltenen Hinweis, selbst erarbeitete. Nur
daß ich jetzt, da mir die unglaubliche Wahrheit aus dem Gesicht spuckte um mir
höhnisch über die Schulter zu lachen, nicht ohne mir seinen Spott zu verdeutlichen,
wußte, daß es so nicht weiter gehen kann, oder will, oder soll. Und schon gar nicht so. Ich
telefonierte sofort nach Canabistan. Natürlich war es ein R-Gespräch und ich freute mich
wie ein Kind, wenn ich daran dachte was für ein Gesicht der Mensch machen würde,
wenn er seine Telefonrechnung liest. Den Menschen, den ich an der Strippe hatte, kannte
ich nicht, aber das überraschte mich nicht, hatte ich doch einfach irgendeine Nummer in
Canabistan gewählt. Ich stellte mich als Meinungsforscher vor und frug ihn zuerst einmal
gründlich aus. Schon nach ein paar Stunden wußte ich mehr. Fred, der hinterhältige
Maharadscha mußte es tatsächlich gewesen sein, der mir meine geliebten Asselwelpen
hat stehlen lassen. (Woher ich meine Assoziationen bezüglich meines speziellen Falles
aus dem Gespräch zog, würde der aufmerksame und intelligente Leser sowieso nicht
kapieren, und deshalb erspare ich mir weitere Erklärungen.) Allerdings war es mir schier
unbegreiflich, was dieser Maharadscha damit bezwecken wollte. Waren wir doch vor
kurzem noch in einem lustigen Beisammensein guter Dinge gewesen. Was kann so übles
vorgefallen sein, daß dieser ehemals fast guter Freund einen solchen Sinneswandel hatte
durchmachen müssen. Per Eileinschreiben orderte ich die nächste Droschke nach
Canabistan, packte meine sieben Sachen in meine zwei Koffer und machte mich auf den
Weg ins Indische Königreich der Mallehetten, welches sich geographischerweise direkt
und unmittelbar neben Canabistan befindet.
An der Grenze zu diesem Land angekommen überschritt ich eben diese Grenze und war
dort. Dort, wo kein Liebhaber der Asseln sich mehr hinwagen sollte. Dort wo die
Asselangst regiert und falsche Versprechungen wahr werden. Im Land der Hippenomen,
der Hindus und Blinde Kuhs, im Sagenumwobenen Königreich der Mallehetten. Dem
einzigen Land auf der ganzen, großen Welt, wo es keine Marlboro's gab. Warum das so
ist, wissen selbst die ältesten Ältesten nicht, was so viel wie bedeutet, daß es schon so
verdammt lange her ist, daß es sowieso kaum mehr einen pressiert. So, jetzt war ich also
in Mallehetten, dem eben erwähnten Königreich. Ihr fragt euch sicherlich, warum ich
nicht direkt nach Canabistan gereist bin. Ha, ich bin ja nicht blöde. Der Maharadscha
wollte doch sicherlich etwas bezwecken, mit der schändlichen Entführung meiner, bis da
hin noch völlig unschuldigen Asselwelpen. Und es konnte nur sein, daß er mich in sein
Land locken wollte um mir eine Falle zu stellen. Und da er wußte, daß ich keine Locken
mochte, hatte er es eben so zu bewerkstelligen versucht. Die Grenze zwischen
Mallehetten und Canabistan war leicht zu überwinden, denn Mallehetten hatte eine
verdammt lange Grenze zu Canabistan. Ich schlenderte also mit meinen Sieben Sachen in
den zwei Koffern über den Grenzplatz durch den Zoll und wurde penibel nach
geschmuggelten Marlboro's abgesucht. Aber liebe Freunde, was soll ich euch sagen.
Natürlich hatte ich keine dabei. Als ich den mallehettischen Zoll verließ ging ich
schnurstracks in das unwegsame Urgebüsch hinein, um mich von den Lasten der
Bierbraukunst, die ich während der Fahrt in mich aufgesogen hatte, zu entledigen. Unter
ohrenbetäubenden Tosen schoß mein goldener Strahl ins jungfräuliche Erdreich um in
dampfender Qual zischend zu versickern. Nach anfänglicher Unkenntnis der
Örtlichkeiten, hatte ich die Sache aber wieder schnell im Griff, denn ein Superheld hat
natürlich auch eine super Auswahl an Straßenkarten bei sich. Die Sache war klar, es gab
in ganz Canabistan nur eine Straße, die zufälligerweise zufällig nach Canabistan-Stadt
führte. Nach alter Anhaltermanier erhob ich meinen rechten Arm horizontal zur Erde und


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