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Amadeus schrieb am 9.5. 2003 um 23:58:32 Uhr über

Naturkatastrophen

Naturkatastrophen, schwerwiegende Gefahren, die sich aus natürlichen Umständen ergeben und eine Bedrohung für den Menschen und andere Lebewesen darstellen. Gewöhnlich handelt es sich dabei um Risiken, die durch geologische oder klimatische Bedingungen entstehen (mit dieser Definition werden Risiken durch Krankheitserreger ausgeschlossen).

Neben den plötzlich auftretenden Naturkatastrophen gibt es natürliche Risiken, die kontinuierlich vorhanden und schwer erkennbar sind: etwa die natürlich vorkommende Radioaktivität oder natürliche toxische Metallvorkommen in der Umwelt. Zudem können einige natürliche Risiken durch die Eingriffe des Menschen verschlimmert werden: etwa Überschwemmungen aufgrund der Zerstörung von Wäldern. Für die Erforschung dieser Gefahren sind deshalb die grundlegenden Erkenntnisse der Umweltwissenschaften von zentraler Bedeutunginsbesondere um genau festzustellen, was natürlich, was durch den Menschen verursacht und was aus einer Verbindung von beidem entstanden ist. Wichtige Kategorien der Beschreibung von Naturkatastrophen sind: betroffene Region, Intensität und Häufigkeit des Auftretens sowie Vorhersagbarkeit. Wichtig für die Vorhersagbarkeit ist die durchschnittliche Zeitspanne, nach der ein Ereignis bestimmter Größenordnung wieder stattfindet.

Die schwersten Risiken durch Naturkatastrophen bestehen in den wirtschaftlich noch wenig entwickelten Staaten. Dies liegt teils an den klimatischen Bedingungen der Tropen, teils an der Lage innerhalb geologischer Schwäche- oder Gefahrenzonen und schließlich an der noch gering ausgebauten Infrastruktur bezüglich Schutzmaßnahmen für Mensch und Umwelt. Die spektakulärsten Fälle sind Erdbeben und Vulkanausbrüche, die entlang tektonischer Schwächezonen auftreten. Diese liegen meist an den Grenzen der tektonischen Platten und treten deshalb bevorzugt in bestimmten Regionen auf, insbesondere rund um den Pazifischen Ozean. Die Stärke von Erdbeben wird auf der nach oben offenen Richterskala gemessen. Für Kalifornien schätzt man, dass ein schweres Erdbeben mit einer Stärke von über acht Punkten nur etwa alle 100 Jahre einmal auftrittwie dasjenige, das 1906 große Teile von San Francisco zerstörte. Eines der schwersten Erdbeben der vergangenen Jahrzehnte fand 1976 in Tangshan (China) statt. Bei dieser Naturkatastrophe starben etwa 750 000 Menschen.

Vulkanausbrüche können massive Folgen in lokalem, aber auch globalem Maßstab nach sich ziehen. Zum Beispiel schleuderte der Krakatau, nach dem in Indonesien eine kleine Vulkaninsel benannt ist, bei seinem Ausbruch in der Nacht vom 26. auf den 27. August 1883 riesige Mengen von Asche hoch, die sich in mehreren Schichten der Atmosphäre verteilte und noch einige Jahre nach dem Ereignis zu einer Intensivierung der Morgen- und Abendröte führte. Der Ascheschirm verringerte die Sonnenstrahlung auf dem Erdboden und führte mehrere Jahre zu spektakulären Sonnenuntergängen. Die Ausbruchsfrequenz von Vulkanen variiert stark, 20 Prozent brechen weniger als einmal in 100 Jahren und 2 Prozent weniger als einmal in 10 000 Jahren aus.

Vulkane rufen Umweltschäden nicht nur durch den Ausstoß von Lava und Schlammströmen hervor, sondern auch durch die Ablagerung von Asche und die Freisetzung von toxischen Gasen. Eine weitere große Gefahr, die von Erdbeben und Vulkanausbrüchen ausgeht, sind Tsunamisriesige Wellen, die ihre größte Höhe nahe der Küste erreichen und schwere Zerstörungen bis hin zu Opfern an Menschenleben bewirken können. Tsunamis werden durch untermeerische Erdbeben hervorgerufen. Zu klimatischen Risiken gehören verschiedene Arten von Stürmen, Küstenschäden durch Eis oder Wellen, Dürren, Überschwemmungen, Schnee, Hagel, Blitzschlag und auf natürlichem Weg entstandene Brände.

Tropische Wirbelstürme sind die schlimmsten und am weitesten verbreiteten Naturkatastrophen: Sie richten nicht nur durch die unmittelbare Sturmtätigkeit Schäden an, sondern auch durch Überschwemmungen. Die schwerste Sturmkatastrophe der letzten Jahrzehnte mit etwa 500 000 Toten ereignete sich 1970 in Bangladesh. Tornados sind schnell wirbelnde und zirkulierende Stürme in Nordamerika, die schwere Schäden hervorrufen, insbesondere weil sie große Objekte durch die Luft schleudern. Ihr Durchmesser am Boden beträgt meist mehrere hundert Meter. Überschwemmungen und Dürren sind oft räumlich und zeitlich miteinander verbunden. Durch Eingriffe des Menschen sind mancherorts die Folgen von Überschwemmungen schwerer geworden, insbesondere aufgrund von Urbanisierung und Abholzung. Die Zunahme von Dürreperioden hat in der Vergangenheit zum Zusammenbruch ganzer Kulturen geführt. Gegenwärtig nimmt die Trockenheit in Afrika zu, insbesondere in den Randgebieten der Sahara in Nordafrika, wo das Problem durch einen Mangel an landwirtschaftlicher Erfahrung und die Ausbeutung von Brennholz verschärft wird. So wanderte der südliche Rand des größten zusammenhängenden Wüstengebiets der Erde während der vergangenen 20 Jahre um etwa 100 Kilometer nach Süden. Obwohl die schwersten Brände zumeist von Menschen verursacht werden, können natürlich entstandene Waldbrände, die von Blitzen ausgelöst werden, großflächige Verwüstungen anrichten. Sie können aber auch eine lebenswichtige Rolle im ökologischen Haushalt von Trockenregionen spielen, indem sie pflanzliche Nährstoffe in den Boden zurückführen.

Regelmäßig oder chronisch auftretende natürliche Risiken bleiben oft als solche unerkannt, sind schwer festzustellen und können doch eine große Zahl von Menschen betreffen. In vielen Fällen lässt sich ihr Schadenspotential mit der Umweltverschmutzung vergleichen, die ein durch den Menschen verursachtes Problem ist. Einer dieser Risikofaktoren, der kürzlich in seiner weiten Verbreitung erkannt wurde, ist das Radon, ein radioaktives Gas, das in bestimmten Felsgesteinen auftritt und durch die Bodenoberfläche in Gebäude strahlt. Eine aktuelle Schätzung geht davon aus, dass in Großbritannien jährlich 2 500 Menschen an radoninduziertem Lungenkrebs sterben. Manche natürliche Risiken rühren auch von spezifischen Mängeln in der Umwelt her: Es ist nachgewiesen, dass die Ernährung mit Getreide, das auf Böden mit sehr wenig Selen wuchs, zu Erkrankungeninsbesondere Herzkrankheiten – führen kann. Feldfrüchte und Vieh können auch von Mängeln oder Überschüssen anderer geologisch auftretender Elemente betroffen sein, etwa Kupfer und Zink.

Viele Naturkatastrophen, wie etwa Erdbeben, sind unvermeidbar, doch gibt es Maßnahmen, um ihre Auswirkungen zu begrenzen. So können Häuser gebaut werden, die weniger einsturzgefährdet sind; die Konsequenzen von Überschwemmungen können durch technische Maßnahmen (Dammbau), durch frühzeitige Sturmwarnungen und Handlungsanweisungen für die Bevölkerung gemildert werden. Viele natürliche Risiken sind vorhersehbar, sie kehren oft in zyklischen Zeitabständen wieder, die mit Phänomenen wie Sonnenflecken oder der Umlaufperiode des Mondes zusammenhängen.

Einer wissenschaftlichen Studie der Umweltschutzorganisation Worldwatch Institute zufolge entstanden 1998 bei Naturkatastrophen Sachschäden in Höhe von mindestens 89 Milliarden US-Dollar (mehr als 150 Milliarden DM). Bisher hatte das Jahr 1996 den Negativrekord dargestellt. Die verheerendsten Auswirkungen hatte der im Herbst 1998 über Mittelamerika tobende Hurrikan „Mitch”. Bei dieser Naturkatastrophe starben in den Staaten Honduras, Nicaragua, Guatemala und El Salvador mehr als 10 000 Menschen. Den wirtschaftlichen Verlust für Honduras, wo circa 95 Prozent der Ernte vernichtet wurden, bezifferte das Worldwatch Institute auf vier Milliarden US-Dollar. Der Studie zufolge schlagen die Überschwemmungen am Jangtsekiang, bei denen mehr als 3 700 Menschen ums Leben kamen, mit Schäden in Höhe von rund 30 Milliarden US-Dollar zu Buche. Bangladesh erlebte im selben Jahr die schlimmsten Überschwemmungen in diesem Jahrhundert. Etwa zwei Drittel des Landes versanken in den Fluten von Ganges und Brahmaputra. Die Schäden belaufen sich auf mehr als drei Milliarden US-Dollar. Zu den weiteren Großkatastrophen des Jahres 1998 zählen laut Worldwatch Institute auch der Eissturm, der im Januar über Kanada und den Nordosten der USA hinwegfegte, die verheerenden Waldbrände in Indonesien und Brasilien sowie die Überschwemmungen in Argentinien, Paraguay und der Türkei. Nur selten zuvor ereigneten sich so viele Naturkatastrophen wie im Jahr 2000. Damit setzte sich der seit einiger Zeit registrierte Anstieg weiter fort.

Im August 2002 kam es in weiten Teilen Mitteleuropas zu Hochwasserkatastrophen, die durch ungewöhnlich hohe Niederschläge ausgelöst worden waren. In der Folge führten u. a. Elbe, Mulde, Moldau und Donau extremes Hochwasser, das Dammbrüche und Überflutungen mit mindestens 40 Todesopfern und Milliardenschäden zur Folge hatte. Ebenfalls im August 2002 verursachte ein Wirbelsturm an der russischen Schwarzmeerküste schwere Überflutungen und forderte über 60 Menschenleben. Im selben Monat gab es auch am Dongting Hu, dem zweitgrößten See Chinas, der das Wasser des Jangtsekiang aufnimmt, eine Flutkatastrophe. Offiziellen Schätzungen zufolge starben 2002 weltweit rund 19 000 Menschen an Auswirkungen von Naturkatastrophen.


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